Unzählige Zahnräder, die ineinander greifen.

Anmeldung von PV-Anlagen: Willen, Können, Fortschritt – dennoch sind Verzögerungen derzeit nicht zu vermeiden.

„Alle in unserem Unternehmen stehen voll und ganz hinter der Energiewende“, streicht Manfred Fich heraus. Bei der ovag Netz GmbH leitet er das Sachgebiet Zählertechnik und Datendienste. „Deshalb ist uns sehr gelegen am Ausbau der dafür notwendigen Anlagen, gerade jene der Photovoltaik“, ergänzt Sven Herrmann, in diesem Unternehmen zuständig für Planung und Projektierung. „Wir stellen uns unbedingt den Herausforderungen, die mit dem Ausbau zusammenhängen. Wir haben schon viel erreicht und sind unermüdlich dabei, weitere bedeutende Schritte zu unternehmen, um den notwendigen Ausbau von EEG-Anlagen zügig voranzutreiben“, fügt Edith Sänger vom Sachgebiet Technisches Betriebsmanagement des kommunalen Versorgers hinzu.

Drei Fachleute aus drei Bereichen, die mit ihren Mitarbeitern wichtige Zahnräder der Aufgabe sind, Erzeugungsanlagen in der Wetterau, im Landkreis Vogelsberg und im Landkreis Gießen ans Netz zu nehmen – damit der regenerativ erzeugte Strom fließt und die Anbieter letztlich ihre Vergütung erhalten. Allein die Beteiligung von drei Fachgebieten sagt einiges über die Komplexität der Thematik aus. Der Wille, die Überzeugung, treiben die Mitarbeiter der ovag Netz GmbH an, ebenso ist deren Wissen und Können unbestritten; dennoch sind enorme Herausforderungen zu bewältigen, auf die ein jeder Stromversorger nur bedingt Einfluss hat. „Die drastisch angestiegene und nicht vorherzusehende Zahl von Anmeldungen und dazu die aktuellen Lieferschwierigkeiten“, nennt Sven Herrmann zwei Punkte, die ihm und den Kollegen derzeit am meisten Kopfzerbrechen bereiten.

Um Zahlen sprechen zu lassen: Zu Beginn des Jahres 2019 lag die Anmeldung von Erzeugungsanlagen im Bereich der ovag Netz GmbH bei rund achtzig pro Monat, stieg – als vorläufig neue Rekordmarke – bis September 2020 auf dreihundert an. Für wenige Monate folgte eine „Atempause“, bis im Februar 2020 die Anmeldungen schlagartig in die Höhe schossen (rund 380 pro Monat), um sich im Laufe des vergangenen Jahres pro Monat auf gut 400 einzupendeln, ehe im zurückliegenden Februar die neue Höchstmarke von über 700 Anmeldungen erreicht wurde. „Dieses Niveau“, schaut Sven Herrmann voraus, „halten wir nicht nur derzeit, sondern es wird wahrscheinlich weiter steigen.“

Um die PV-Anlagen, mittlerweile oft in Kombination mit Stromspeichern, erfolgreich anmelden zu können, sind zahlreiche bürokratische Vorgänge notwendig, die präzise aufeinander abgestimmt sind und die volle Aufmerksamkeit der drei beschriebenen Sachgebiete der ovag Netz GmbH in Anspruch nehmen. Anmeldung, Prüfung, Freigabe. Kommt nur eines der Zahnräder im Rahmen dieses Prozesses ins Stottern, tritt nur bei Angabe einer der notwendigen Komponenten ein Fehler auf, bedeutet das nicht nur eine zeitliche Verzögerung, sondern zieht überdies Mehrarbeit nach sich.

Corona und der Krieg in der Ukraine bedingen Lieferschwierigkeiten. Was die ovag Netz GmbH zunächst nur indirekt, aber am Ende doch direkt betrifft. Dazu Sven Herrmann: „Durch ebene jene Probleme kann es passieren, dass bei einer vorgesehenen Anlage bestimmte Komponenten nicht wie vorgesehen eintreffen, sondern vergleichbare Module oder Wechselrichter. Das bedeutet, dass die zwingend zu meldenden Angaben zu der gesamten Anlage wieder geändert werden müssen. Bleibt das aus oder werden gar falsche Komponenten genannt, kommt der gesamte Prozess ins Stocken.“

„Hinzu kommen zusätzliche Aufgaben von der Gesetzgebung – Stichwort Marktstammdatenregister – die fristgerecht erledigt werden müssen“ ergänzt Edith Sänger.

Zwar konnte ein Teil der notwendigen Vorgänge halbautomatisiert werden, jedoch ist an vielen Stellen immer noch der individuelle Eingriff erforderlich.

„Natürlich tragen wir der sich veränderten Situation Rechnung“, bekräftigt Manfred Fich. „Unter Aufbietung all unserer Kräfte und dem Einsatz aller denkbaren zeitlichen Ressourcen arbeiten wir permanent an einer Optimierung der digitalen Prozesse.“ Einerseits. Andererseits: „Auch personell haben wir reagiert, neue Kollegen wurden eingestellt“, berichtet Edith Sänger. Allerdings – Stichwort Fachkräftemangel – sei der Markt ziemlich „leergefegt, gerade im Bereich der Bearbeitung von Erzeugungsanlagen. „Man muss gewissermaßen für diese Aufgabe geboren sein. Wer hier keine Erfahrung hat, benötigt zwei bis drei Jahre, um in der Materie firm zu werden.“ Das bestätigt auch Manfred Fich aus seinem Bereich. „Es dauert immer eine gewisse Zeit, bis man neue Kollegen mit ihren PS auf die Straße bekommt …“

Dass es unter Einbeziehung all dieser Faktoren bei den Anmeldungen zu Verzögerungen kommen kann, ist verständlich. „Wir geben uns jedoch nicht damit zufrieden, sondern arbeiten unentwegt an neuen Wegen, um die Anmeldungen zügig über die Bühne zu bekommen“, versichert Sven Herrmann. Denn er und seine Kollegen wissen um den rapiden und wichtigen Fortschritt von PV-Anlagen. Prognosen für das Gebiet der ovag Netz GmbH gehen von einer Vervierfachung der zu installierenden Leistung bis zum Jahr 2040 aus.

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