Langsam rollt der schwere Lkw in Position. Das Saugrohr schwenkt um, setzt an und mit Getöse werden Schutt und Sand buchstäblich aufgesaugt. Übrig bleiben eine Grube und darin die freigelegten Kabel. Gedauert hat das nur wenige Minuten, jetzt können die Monteure ihre Arbeit beginnen. Es ist das Werk eines sogenannten Saugbaggers, der jetzt im Homberger Stadtteil Appenrod auf einer Baustelle der ovag Netz GmbH zum Einsatz kam. Das Beispiel soll Schule machen.
Ein Saugbagger ist, einfach ausgedrückt, nichts anderes als ein sehr großer Staubsauger, montiert auf einem Lkw. Ein Gebläse erzeugt einen starken Luftzug und Unterdruck. Der Saugschlauch ist über eine Trägervorrichtung in alle Richtungen beweglich, die Krone drehbar, um beispielsweise Grasnarben lockern zu können. Das abgesaugte Gut wird gefiltert und gelangt in einen Sammelraum, der rund acht Kubikmeter fasst. Der Fahrer arbeitet mit einer tragbaren Konsole und hat so den Arbeitsbereich immer im Blick, selbst den Lkw kann er so fernsteuern.
Der Einsatz eines Saugbaggers kommt immer dann infrage, wenn herkömmliche Aushubtechniken – also mit einem normalen Bagger – ein zu großes Beschädigungsrisiko darstellen oder die Platzverhältnisse nicht ausreichen. „Es handelt sich um ein schonendes Aushubverfahren, bei dem beispielsweise Leitungen oder auch Wurzeln unbeschädigt bleiben, weil das Erdreich rundherum abgesaugt wird“, erläutert Marcel Wirth, Meister Bau im Netzbezirk Alsfeld der ovag Netz GmbH.
In Appenrod sollen an einer Trafostation im Zuge des Neubaus der Autobahn 49 einige Anschlüsse für einen neuen Rastplatz mit WC-Anlage gelegt werden. „Für uns war das die perfekte Gelegenheit, das Verfahren zum wiederholten Male anzuwenden. Mit dem Einsatz des Saugbaggers können wir, wie in diesem Fall, innerhalb kurzer Zeit auf schonende Weise, das die Kabel umgebende Erdreich beziehungsweise den Sand entfernen, ohne dass die Kabel Schaden nehmen oder der Wurzelbereich von Bäumen beschädigt wird“, sagt Wirth. Der Einsatz eines Saugbaggers sei in vielen Situationen denkbar. „Punktuell und je nach Gegebenheit macht es Sinn, dieses Verfahren anzuwenden. Etwa, wenn die räumlichen Verhältnisse den Einsatz eines herkömmlichen Baggers nicht zulassen. Der Saugbagger arbeitet schnell, das verkürzt die Zeit von Beeinträchtigungen durch die Baustelle. Beim Aushub werden Beschädigungen vermieden, das heißt, wir vermeiden Umweltbelastungen. Auch das kann je nach Arbeitsumgebung äußerst wichtig sein. Schließlich wird weniger Baugerät benötigt, das verringert die Verkehrsbelastung“, zählt Wirth die Vorteile auf.
Das Verfahren wird punktuell und bedarfsorientiert auch künftig bei Bauarbeiten eingesetzt werden. „Wir sind stets daran interessiert, neue Verfahren und Möglichkeiten für uns sinnvoll zu nutzen und haben unser Portfolio in den vergangenen Jahren schon erweitert, beispielsweise mit dem Einsatz von Drohnen“, sagt Thomas Seipp, Abteilungsleiter Bau und Betrieb bei der ovag Netz GmbH. Gerade vor dem Hintergrund, dass Netzertüchtigung und Netzausbau zukunftsorientierte Großprojekte seien, wolle man diese Maßnahmen natürlich auch möglichst nachhaltig umsetzen. „Hier haben wir zum Beispiel auch bereits gute Erfahrungen mit dem Einsatz eines sogenannten Kabelpflugs bei der Verlegung von Erdkabeln gemacht“, sagt Seipp.