Hintergründe zur Energiewende.
Warum brauchen wir die Energiewende?
Die Energiewende ist aus mehreren Gründen notwendig. Sie markiert den Übergang zu einer nachhaltigen, sauberen und effizienteren Nutzung von Energie und Technologien. Durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie verringern wir unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und reduzieren den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase – ein entscheidender Schritt im Kampf gegen den Klimawandel.
Durch die zunehmende Elektrifizierung vieler Lebensbereiche, wie z. B. das Heizen mit Wärmepumpen oder das Laden von Elektroautos, steigt der Stromverbrauch stetig an. Dezentrale Erzeugungsanlagen, wie Photovoltaikanlagen, ermöglichen es den Menschen, Strom selbst zu erzeugen, diesen zu nutzen und bei Überschuss ins Netz einzuspeisen. Reicht der selbst erzeugte Strom nicht aus, wird Strom aus dem Netz bezogen. Diese Entwicklung erfordert eine umfassende Anpassung und Modernisierung der Stromnetze. Als Netzbetreiber stehen wir vor der Herausforderung, diese bidirektionalen Flüsse zu managen, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Flexible Netzmanagementstrategien und der Ausbau intelligenter Netze (Smart Grids) sind daher unerlässlich, um die Effizienz und Zuverlässigkeit der Energieversorgung in einer sich wandelnden Energielandschaft sicherzustellen.
Durch den Einsatz moderner Technologien und kontinuierlicher Innovationen können wir als Netzbetreiber einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende leisten. Dies erfordert nicht nur technologische Anpassungen, sondern auch eine enge Zusammenarbeit mit allen Akteuren im Energiemarkt. Die Energiewende kann also nur gemeinsam gelingen.
Ziele der Energiewende und Rahmenbedingungen.
Die EU hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Klimaneutralität bis 2050. Bis 2030 sollen mindestens 11,7 % der Treibhausgase gegenüber 2020 eingespart werden. Rund drei Viertel der EU-weiten Treibhausgasemissionen entfallen auf den Bereich Energie, einschließlich Industrie, Verkehr und Haushalte. Ein Teil der Emissionen entsteht im Verkehrssektor und im Wärmemarkt. Daher sprechen wir von drei zentralen Wenden:
Energiewende
Bis 2030 sollen 80 % des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.
Derzeit liegt der Anteil an erneuerbaren Energien bei etwa 50 %.
Verkehrswende / Mobilitätswende
Ab 2035 sollen nur noch emissionsfreie Pkw und leichte Nutzfahrzeuge zugelassen werden.
Ab 2040 soll eine durchschnittliche CO2-Minderung von 90 % bei neu zugelassenen Lastwagen und Bussen erreicht werden.
Wärmewende
Ziel der Bundesregierung ist die Installation von 500.000 neuen Wärmepumpen pro Jahr.
Industriewärmepumpen werden zudem gefördert und die Geothermie ausgebaut, um prozessbedingte Emissionen zu senken und Erdwärme effizienter zu nutzen.
Energie-, Verkehrs- und Wärmewende: Was hat das Stromnetz damit zu tun?
Die Stromversorgung in Deutschland basiert auf einem komplexen Netzwerk unterschiedlicher Stromnetze, die zusammen eine stabile und zuverlässige Energieversorgung gewährleisten. Das deutsche Stromnetz lässt sich grob in zwei Hauptkategorien unterteilen: in Übertragungsnetze und die Verteilnetze.
Die Übertragungsnetze sind die „Autobahnen“ der Stromversorgung und transportieren elektrische Energie mit hoher Spannung über weite Strecken. Sie verbinden Kraftwerke, industrielle Großverbraucher und die Verteilnetze. In Deutschland gibt es vier Übertragungsnetzbetreiber, die für die überregionalen Netze zuständig sind. Auf der anderen Seite stehen die Verteilnetze, die sich in Mittel- und Niederspannungsnetze unterteilen. Diese Netze sorgen für die örtliche Verteilung der elektrischen Energie an die Endverbraucher wie Haushalte, kleinere Gewerbebetriebe und regionale Industrieanlagen.
Bedeutung der Verteilnetze
Da Strom zunehmend zum Hauptenergieträger in vielen neuen Lebensbereichen wird, muss auch unser Stromnetz - bzw. das Verteilnetz der ovag Netz GmbH - entsprechend angepasst und zukunftsfähig ausgebaut werden. Um Wärmepumpen, Elektroautos und viele regenerative Anlagen vollständig ins Netz zu integrieren, ist schon heute ein Netzausbau notwendig. Dieser Ausbau ist zwar kostenintensiv, kommt aber vielen nachfolgenden Generationen zugute. Durch die dezentrale Erzeugung mit erneuerbaren Energien profitieren zudem viel mehr Menschen von der Produktion vor Ort und die Wertschöpfung bleibt stärker in der Region.
Netzausbau als Herausforderung und Digitalisierung
Besonderes Augenmerk gilt in den nächsten Jahren den Auswirkungen der zunehmenden Elektromobilität und des Ausbaus von Wärmepumpen und Speichern auf das Verteilnetz. Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien wird auf hohem Niveau weitergehen und weitere Netzausbaumaßnahmen erfordern. Zudem wird die zunehmende Digitalisierung zu höheren Lasten im Stromnetz führen.
Um den Netzausbau intelligent zu gestalten und an den richtigen Stellen zu investieren, sind Daten aus dem Netz über das Zusammenspiel von Erzeugern und Verbrauchern relevant. Diese Daten sind unerlässlich, um das Stromnetz jederzeit stabil und sicher steuern zu können. Diese Steuerung wird in Zukunft nicht nur auf der Mittelspannungsebene erfolgen, sondern aufgrund der zunehmenden Dezentralisierung auch auf der Niederspannungsebene.
Die ovag Netz GmbH benötigt daher Verbrauchs- und Bezugsdaten aus dem Stromnetz, von den Anlagen der Kunden sowie von relevanten Punkten im eigenen Netz. Um dies zu ermöglichen, bauen wir derzeit einen „digitalen Zwilling“ unseres Netzes auf, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Darüber hinaus haben wir zukünftige Netzausbaumaßnahmen stets im Blick, führen entsprechende Analysen durch und entwickeln regionale Netzkonzepte.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Netzausbau.
In unseren FAQ beantworten wir die wichtigsten Fragen zu den Aufgaben und Herausforderungen des Stromnetzausbaus sowie zur Rolle der Netzbetreiber. Weitere wissenswerte Begriffe rund um die Energiewende finden Sie zudem einfach erklärt in unserem Glossar zur Energiewende.
Warum wird das Stromnetz ausgebaut?
Der Stromnetzausbau ist eine wesentliche Investition in die Zukunft der Energieversorgung. Er gewährleistet die Stabilität des Netzes und erfüllt die wachsenden Anforderungen, die sich durch den steigenden Energiebedarf ergeben. Dieser Anstieg ist auf den Ausbau erneuerbarer Energien und den wachsenden Einsatz von Elektroautos, Wärmepumpen und Batteriespeichern zurückzuführen. Die wetterabhängige Stromproduktion aus Wind- und Sonnenenergie erfordert eine sichere Übertragung von Energie, auch über weite Entfernungen. Neue Leitungen, wie die "Stromautobahnen" von Nord nach Süd, sind unverzichtbar, um Engpässe, Abregelungen und hohe Redispatch-Kosten zu vermeiden. Bis 2045 sollen rund 26.000 Kilometer neuer Übertragungsleitungen entstehen, ergänzt durch moderne Verteilnetze, die den Strom bis zu den Haushalten transportieren.
Was passiert, wenn die Stromnetze nicht ausgebaut werden?
Ohne den Ausbau der Stromnetze drohen erhebliche Probleme für die Energieversorgung. Die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien kann dann nicht mehr vollständig genutzt werden, was zu Abregelungen von Wind- und Solaranlagen führt. Regionen mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien, wie Nord- und Ostdeutschland, könnten ihren Überschuss nicht in andere Gebiete transportieren, während Industriezentren im Süden unterversorgt wären. Zudem werden neue Technologien wie Wallboxen und Wärmepumpen das Netz weiter auslasten. Ohne zusätzliche Kapazitäten können neue Erzeugungsanlagen nicht angeschlossen werden, und es kommt zu Wartezeiten oder Engpässen in der Stromversorgung.
Wie trägt der Netzausbau zur Energiewende bei?
Die Energiewende ist ohne den Ausbau der Stromnetze nicht umsetzbar. Erneuerbare Energien werden oft nicht dort erzeugt, wo sie benötigt werden. Ein stabiles Übertragungsnetz sorgt dafür, dass Windstrom aus dem Norden sowie Strom aus Solaranlagen und Wasserkraft aus dem Süden in alle Verbrauchszentren gelangt. Gleichzeitig steigt der Strombedarf durch Digitalisierung, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen. Ein starkes Verteilnetz ist notwendig, um den klimafreundlichen Strom zuverlässig zu den Verbrauchern zu bringen und die Ziele der Energiewende zu erreichen.
Welche Aufgaben haben die Netzbetreiber in Deutschland?
Die Netzbetreiber sorgen für den sicheren Betrieb, die Wartung und den Ausbau der Stromnetze, die insgesamt über 1,9 Millionen Kilometer lang sind. Sie überwachen den Stromfluss rund um die Uhr und stellen sicher, dass der Strom aus erneuerbaren Energien zuverlässig zum Verbraucher gelangt. Durch den Einsatz moderner Technologien wie Smart Grids können sie flexibel auf Schwankungen in der Stromerzeugung reagieren. Investitionen in neue Infrastruktur und Technologien gewährleisten die Versorgungssicherheit und unterstützen die Energiewende.
Warum gibt es in Deutschland so viele verschiedene Netzbetreiber?
Die Vielzahl an Netzbetreibern in Deutschland hat historische Wurzeln. Viele Städte und Gemeinden bauten im 19. Jahrhundert eigene Stromnetze auf, um die lokale Energieversorgung zu sichern. Dadurch entstanden zahlreiche Verteilnetzbetreiber, die für regionale Stromnetze zuständig sind. Zusätzlich gibt es vier große Übertragungsnetzbetreiber, die für die weiträumige Verteilung von Strom verantwortlich sind. Diese Struktur erlaubt es, lokal flexibel zu agieren und gleichzeitig die nationale Stromversorgung zu sichern.
Wie beeinflusst die Vielzahl kleiner Netzbetreiber den Ausbau des Stromnetzes?
Die Zusammenarbeit der rund 830 Verteilnetzbetreiber mit Kommunen erleichtert den Netzausbau. Lokale Besonderheiten können schnell berücksichtigt und mit anderen Projekten wie Straßenbau oder Breitbandausbau kombiniert werden. Gleichzeitig verteilen sich die notwendigen Investitionen von rund 124 Milliarden Euro bis 2030 auf viele Akteure, was eine effizientere Umsetzung ermöglicht.
Nutzen die Netzbetreiber ihre Monopolstellung aus?
Die Netzbetreiber kalkulieren die Netzentgelte auf Basis ihrer Kosten für Betrieb, Wartung und Ausbau des Stromnetzes. Diese Kalkulation wird der Bundesnetzagentur vorgelegt, die den Antrag prüft, Effizienzvorgaben anwendet und mögliche Anpassungen einfordert. Nach Abschluss der Prüfung erfolgt die Freigabe der finalen Netzentgelte durch die Bundesnetzagentur.
Damit unterliegen alle Netzbetreiber als natürliche Monopolisten somit einer strengen Regulierung durch die Bundesnetzagentur. Transparente Vorgaben und regelmäßige Kontrollen sorgen somit für eine effiziente und faire Kostenkalkulation.
Warum dauert der Anschluss neuer Erzeugungsanlagen so lange?
Der Anschluss neuer Anlagen ist ein komplexer Prozess. Jede Anlage muss geprüft werden, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Dies erfordert technische und genehmigungsrechtliche Absprachen, insbesondere bei Tiefbauarbeiten. Der gestiegene Bedarf durch den Ausbau erneuerbarer Energien, Ladeinfrastruktur und Wärmepumpen verstärkt die Herausforderung zusätzlich. Trotz des Fachkräftemangels arbeiten die Netzbetreiber daran, die Anmeldeprozesse zu beschleunigen.